Tosca
Oper in drei Akten
Oper | Giacomo Puccini (1858-1924) | Aalto-Theater Essen
Libretto: Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Drama La Tosca von Victorien Sardou
Uraufführung: 14. Januar 1900 im Teatro Costanzi in Rom
Deutschsprachige Erstaufführung: 21. Oktober 1902 an der Semperoper in Dresden
Personen
Floria Tosca, Opernsängerin (Sopran); Mario Cavaradossi, Maler (Tenor); Baron Scarpia, Polizeichef (Bariton); Spoletta, Gendarm (Tenor); Sciarrone, Gendarm (Bass); Cesare Angelotti, politischer Gefangener (Bass); Mesner (Bass); Schließer (Bass); Ein Hirtenknabe (Knabenalt).
Ort und Zeit der Handlung
Rom am 17. und 18. Juni 1800
Historischer Hintergrund
Französische Truppen haben im Zweiten Koalitionskrieg im Februar 1798 den Kirchenstaat erobert und die Römische Republik errichtet. In der Schlacht an der Trebbia siegten am 19. Juni 1799 die russisch-österreichischen Koalitionstruppen, woraufhin sich die Franzosen aus Rom zurückzogen. Die neapolitanische Armee unter König Ferdinand IV. marschierte am 30. September 1799 in Rom ein. In der Folgezeit waren Vertreter der ehemaligen Republik, wie zuvor in Neapel, blutigen Racheakten und politischer Verfolgung ausgesetzt. (In der Oper Tosca ist Cesare Angelotti ein Konsul der ehemaligen Republik Rom und wurde in der Engelsburg eingekerkert.)
Am 9. November 1799 übernahm Napoleon Bonaparte in Frankreich in einem Staatsstreich als Erster Konsul die Regierung. Ein Friedensangebot wurde von der Koalition abgelehnt. Daher begann Bonaparte im Frühjahr 1800 einen Feldzug gegen Österreich und überschritt im Mai 1800 mit seiner Armee die Alpen nach Norditalien. Zwischen den Truppen Frankreichs und Österreichs kam es am 14. Juni 1800 im Piemont zur Schlacht bei Marengo. Die Österreicher erstürmten gegen Mittag Marengo, so dass sich die Franzosen zurückziehen mussten. Jedoch drehte sich die Schlacht am Nachmittag und die Franzosen konnten schließlich die Koalitionstruppen schlagen. (Im 1. Akt von Tosca wird der Sieg über Napoleon gemeldet; im 2. Akt kommt die Nachricht von der Niederlage der Koalition.)
Inhalt
1. Akt - In der Kirche Sant'Andrea della Valle
Auf der Flucht aus dem Staatsgefängnis Engelsburg ist Cesare Angelotti, der Konsul der ehemaligen Republik Rom, in die Kirche Sant'Andrea della Valle geschlüpft, um sich in der Familienkapelle der Attavanti zu verstecken. Seine Schwester, die Marchesa Attavani, hat dort Frauenkleider zum Verkleiden und Nahrungsmittel für ihn deponiert. Der Maler Mario Cavaradossi, ein Freund Angelottis, erscheint, um weiter an einem Altarbild mit dem Bildnis der Maria Magdalena zu arbeiten. Dem dazukommenden Mesner (Küster) fällt die Ähnlichkeit mit einer schönen Unbekannten auf, die in den letzten Tagen oft in der Kirche gebetet hat. Der Maler gibt zu, diese als Vorbild genommen zu haben, schwärmt aber dem Mesner auch von seiner großen Liebe zur Sängerin Floria Tosca vor. Als der Mesner, schockiert über die Schwärmereien des Malers, flüchtet, kommt Angelotti aus seinem Versteck. Cavaradossi will seinem Freund Angelotti weiterhelfen. Doch bevor sie alles besprechen können, erscheint Tosca, und Angelotti muss sich wieder verstecken. Eifersüchtig wirft Tosca ihrem Geliebten Untreue vor, da die Kirchentüren verschlossen waren. Tosca geht ab, und die beiden Männern können das weitere Vorgehen besprechen. Da hören sie einen Kanonenschuss von der Engelsburg, der meldet, dass die Flucht Angelottis entdeckt wurde. Nachdem Cavaradossi sich mit Angelotti sich auf den Weg in sein Haus gemacht hat, kommt der Mesner mit Geistlichen und Chorknaben in die Kirche, um den Sieg der österreichischen Truppen bei Marengo zu feiern. In die Feierlichkeiten kommt Polizeichef Baron Scarpia in die Kirche auf der Suche nach dem geflohenen Angelotti. Er findet in der Kapelle den Fächer der Schwester Angelottis und einen geleerten Esskorb, erkennt auch die Ähnlichkeit des Madonnenbildnisses mit der Schwester. Er ahnt, wer dem Flüchtigen geholfen hat. Da kehrt Tosca zurück, um ihrem Geliebten mitzuteilen, dass sie abends auf der Siegesfeier singen soll. Scarpia schafft es durch seine Hinweise, die Eifersucht wieder zu entflammen. Wütend eilt Tosca zum Wohnsitz des Malers, um ihn dort in flagranti zu ertappen. Scarpia schickt den Polizeiagenten Spoletta hinter Tosca her, um die Spur des Flüchtigen wiederzufinden.
2. Akt - Scarpias Räume im Palazzo Farnese
Während eines Festes der Königin Karolina Maria aus Anlass des Sieges gegen Bonaparte schwärmt Scarpia von seinen gewaltsamen Fraueneroberungen und berichtet, dass er auch Tosca heute noch überwältigen will. Zu diesem Zweck soll Gendarm Sciarrone Tosca zu ihm bringen. Polizeiagent Spoletta kommt von der Durchsuchung der Villa Cavaradossis, bei der sie den Flüchtigen Angelotti nicht gefunden haben. Nur Cavaradossi haben die Polizisten zum Verhör mitgebracht. Doch dieser weigert sich, den Aufenthaltsort Angelottis zu verraten. Daraufhin soll der Verhörte gefoltert werden. Der herbeigebrachten Tosca kann der Maler noch Stillschweigen über die Vorgänge in der Villa befehlen. Doch Tosca bricht ihr Schweigen, als sie die Schmerzensschreie ihres Geliebten bei der peinlichen Befragung hören muss und verrät das Versteck Angelottis. Dieser begeht Selbstmord, als ihn die Häscher Scarpias verhaften wollen. Der schlimm zugerichtete Cavaradossi bricht in Jubel aus, als Sciarrone die Nachricht vom Sieg Napoleons gegen die mit dem Kirchenstaat verbündeten Österreicher in der Schlacht von Marengo berichtet. Daraufhin soll er endgültig hingerichtet werden. Scarpia bietet Tosca einen Handel an: Cavaradossi soll leben, wenn diese ihm zu Willen ist. In ihrer Verzweiflung lässt sich Tosca nach erstem Zögern auf den Handel ein. Daraufhin erteilt Scarpia den Befehl für eine Scheinhinrichtung Cavaradossis und schreibt einen Geleitbrief für Tosca und Cavaradossi, damit diese die Stadt unbehelligt verlassen können. In einem Augenblick der Unachtsamkeit nimmt Tosca ein scharfes Messer vom Tisch. Als Scarpia über Tosca herfallen will, sticht sie ihm unter Verwünschungen das Messer in die Brust.
3. Akt - Gefängnis in der Engelsburg
Während seine Hinrichtung vorbereitet wird, schreibt Cavaradossi einen Abschiedsbrief an Tosca. Da erscheint Tosca mit dem Passierschein Scarpias im Gefängnis und berichtet von den Geschehnissen. Sie erzählt ihm, dass das Urteil nur zum Schein vollstreckt werden soll, er mitspielen muss und nach den Schüssen mit Platzpatronen solange "wie tot" liegenbleiben soll, bis sie ihn holt. Beide träumen von ihrem gemeinsamen Leben in der Freiheit. Da erscheint das Erschießungskommando und erschießt Cavaradossi. Nachdem die Soldaten abgezogen sind und Cavaradossi sich trotz der Aufforderungen Toscas nicht erhebt, wird ihr klar, dass Scarpia sie betrogen hat: Cavaradossi ist wirklich tot. Nachdem der Tod Scarpias entdeckt wurde, kommt Spoletta mit seinen Schergen, um Tosca zu verhaften. Doch diese stürzt sich von der Engelsburg in die Tiefe.
Entstehung
Puccini äußerte schon 1889 den Wunsch, das Drama "La Tosca" von Victorien Sardou (1831-1908) zu vertonen. Der Dichter lehnte dies jedoch ab. Erst 1896, kurz nach der Vollendung der Oper "La Bohème", kam Puccini auf das Drama zurück, das in der Zwischenzeit außerordentlich erfolgreich war, nicht zuletzt durch die Verkörperung der Titelrolle durch Sarah Bernhardt. Nachdem Puccini zusammen mit Giuseppe Giacosa und Luigi Illica, das Libretto erarbeitet hatte, begann der Komponist im Januar 1898 mit seiner Arbeit. Im September 1899 war die Partitur abgeschlossen.
(Sigrid Riemer für die Theatergemeinde Essen)
Die Handlung von Puccinis 1900 uraufgeführter "Tosca" spielt vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Italien zur Zeit Napoleons: ein atemberaubender Opernkrimi und eine fesselnde Dreiecksgeschichte zugleich. Puccinis Musik schildert einerseits mit drastischen Mitteln Verfolgung, Gier und Folter, zeichnet andererseits ein einfühlsames Charakterbild der Titelheldin. Die Diva Tosca liebt den Maler Cavaradossi. Doch ihre Leidenschaft füreinander gerät zwischen die Mühlen einer politischen Intrige, die Baron Scarpia gnadenlos ausnutzt. Tosca glaubt, dass sie ihren Geliebten retten kann, wenn sie sich Scarpia hingibt. Aber sie wird getäuscht. Scarpia lässt Cavaradossi hinrichten. Doch auch er stirbt: durch Toscas eigene Hand. Sie selbst entzieht sich ihren Verfolgern und wählt den Freitod - gehetztes und desillusioniertes Opfer eines eiskalten Gewaltapparates. Die Regisseurin Christine Mielitz zeigte Puccinis düster-glutvolle Oper 1997 am Aalto-Theater als Kommentar zum Spannungsfeld zwischen Politik, Privatleben und Künstlertum. Dabei legte sie das aggressive Potenzial von Puccinis wuchtiger, geradezu filmischer Musik in beklemmenden Bildern frei.
(Aalto-Theater Essen 2012/13)
Musikalische Leitung: Giuliano Carella
Inszenierung: Christine Mielitz / Bühne: Reinhart Zimmermann / Kostüme: Susanne Hubrich / Choreinstudierung: Alexander Eberle
Aalto-Theater Essen
Opernplatz 10
45128 Essen
Die Eintrittskarte berechtigt am Tag der Aufführung zur kostenlosen Hin- und Rückfahrt im gesamten VRR.
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